Wie bringe ich mir selbst Kalligrafie bei – und geht das ohne Workshop oder Kurs überhaupt?
Werbung*/ Du siehst eine schöne Schrift, die mit Tusche und Feder geschrieben worden ist und verfällst augenblicklich der Idee, Kalligrafie erlernen zu wollen? Bist das Du? Oder vielleicht ergeht es Dir wie mir damals und Du möchtest Deinen geschriebenen Worten eine Tiefe hinzufügen, damit Deine Texte noch würdevoller präsentiert werden? So oder so, das Geschenk der Kalligrafie war und ist ein großer Segen in meinem Leben, denn soviele Beziehungen sind über die schriftliche Kommunikation entstanden, ja sogar meine Selbstständigkeit wurde ermöglicht – wer hätte das gedacht.
Heute gibt es so viele Möglichkeiten, Modern Calligraphy eigenständig erlernen zu können, was sich aber damals 2013 wirklich schwer darstellte. Ich wollte loslegen, wusste aber nicht wie, ganz davon abgesehen, dass mir das richtige Material fehlte und an einem trockenen Volkshochschulkurs wollte ich einfach nicht teilnehmen.
Also entschied ich mich für den steinigen Weg und brachte mir als Autodidakt die Schriftart selbst bei, die mir so gefallen hat, nämlich die Anglaise/ Englische Schreibschrift in der modernen Interpretation.
Ist es möglich, sich die Kalligrafie selbst beizubringen? Ja natürlich, ich bin das lebende Beispiel. Aber lass es mich gleich ganz ehrlich ansprechen, es gleicht dem Erlernen eines Instruments ohne Musiklehrer. Der Vergleich kommt dem Ganzen ziemlich nah. Du hast das Klavier (Ohh … ich sollte wieder üben fällt mir da ein!!), die Noten, das Metronom und dann beginnt der eigentliche knifflige Spaß, alles in einen Einklang zu bringen.
Das Schwere an der Kalligrafie ist die Komplexität, das Zusammenspiel vieler einzelnen Komponenten: Feder, Federhalter, Tusche, Papiere, Haltung, Schriftart und vieles mehr. Würde die Tätigkeit nur von einer Komponente abhängen, wäre der Weg um ein Vielfaches einfacher. Aber es ist machbar und mit diesen 7 Tipps kannst Du Dir Deine Lehrzeit gewaltig Abkürzen:
1. Kenne die Schriftart, die Du erlernen möchtest
Zu Beginn war mein größtes Problem, dass ich den Gedankenfehler hatte “Kalligrafie ist gleich Kalligrafie”. Aber ähnlich verschiedener Sprachen, benötigt jede Schriftart anderes Material. Damit Du später das richtige Material auswählen kannst, musst Du Dir ersteinmal bewusst machen, welche Schrift Du erlernen möchtest. In meinen Kursen lernen wir die moderne Interpretation der Englischen Schreibschrift “Anglaise” mit der Spitzfeder. Folgendes Buch von Stefanie Weigele passt dazu prima!
Bei meinen Kursen erlernen wir Grundlagen der Anglaise
2. Das richtige Material
Angenommen Du hast Freude an der Englischen Schreibschrift, so wie ich, dann benötigst Du Spitz- oder Zeichenfedern, Federn also, die vorne ganz spitz zulaufen.
Wusstest Du, dass alle meine Newsletterleser automatisch einen Guide erhalten mit meinen liebsten Materialien?! Trage Dich hier ein und minimiere Deinen Frust, denn dass richtige Material ist enorm wichtig für das komplexe Hobby, das aus so vielen verschiedenen Komponenten, wie Tusche, Papier, Feder und Federhalter besteht.
Wie gerne hätte ich damals diese Abkürzung gehabt, denn so oft stand ich im Laden und war gnadenlos überfordert. Aber dieses Wissen gebe ich gerne kostenlos weiter, denn es soll niemanden so gehen wie mir damals.
3. Üben anhand von Lehrvideos
Leider fängt mit dem richtigen Material erst das Üben an und das ist der schwerste Punkt. Sofort will man schöne Ergbenisse und achtet nicht auf die richtige Haltung oder gibt sich wenig Mühe, Schriftarten nach dem Aufbau zu untersuchen. Aus diesem Grund finde ich es wichtig, sich gleich zu Beginn mit den Basics auseinanderzusetzen. Persönlich empfehlen kann ich die Plattform Skillshare, wo es zahlreiche hochwertige Videos gibt, die zeigen, auf was man alles achten muss z.B. die richtige Haltung betreffend. Natürlich sind Bücher auch total gut und empfehlenswert wie z.B. das Buch von Stefanie Weigele, aber in einem Video kann man einfach besser die Details erkennen und ich habe so am besten gelernt.
Falls dies nicht klappen sollte, gibt es ja immer noch meinen umfangreichen Onlinekurs
4. Übungsbögen nutzen
Das Internet ist (inzwischen) voll von tollem Kalligrafie-Material, wenn es um das Üben angeht. Auch in meinem Shop findest Du tolle Kalligrafie-Übungsbögen (PDF-Download), die in meinen Kursen ebenfalls zum Einsatz kommen ! Sich selbst Kalligrafieübungen auszudenken ist nicht einfach, aber mit Hilfe von fertigen Alphabeten oder Schwungübungen, klappt es gleich viel besser.
Mit einem passenden Übungsbogen macht das Schreiben gleich viel mehr Freude, hier in meinem Kalligrafiekurs aus dem Montblanc Haus
5. Ganz klein anfangen
Dieser Punkt ist ja eingentlich selbstverständlich, aber dennoch bringt kaum einer die Geduld auf, 30mal ein “A” zu üben, sondern in unserer Ungeduld will man gleich eine stylische Grußkarten verfassen. Meine Fähigkeit wäre aber lang nicht so entwickelt, wenn ich den ganz ganz kleinen Elementen der Schrift nicht Raum gegeben hätte, sich verbessern zu können. Untersuche einen Buchstaben nach dem anderen, erst die kleinen -welche in der Regel einfacher zu schreiben sind, dann die großen Buchstaben.
6. Vorzeichnen und Hilfsmittel nutzen
Vorzeichnen ist so wichtig, denn gerade am Anfang kann Dein Kopf nicht gleichzeitig die komplizierte Technik und Wegstrecke der Feder umsetzen. Bis heute zeichne ich sehr viel mit Bleistift vor, was bei hochwertigen Papieren am Ende absolut nicht zu sehen ist, denn Tusche ist radierbeständig. Mein Tipp: Du kannst auf Butterbrotpapier oder Transparenzpapier prima üben und Linien nachfahren! Damit ersparst Du Dir das Vorzeichnen.
7. Durchhalten und im Alltag die Feder gebrauchen!!!
Ein Instrument erlernt sich nicht über Nacht und die Feder ist ja eine Art Schreibinstrument, die Klänge beim Leser entfachen soll. Jetzt schreibe ich über 10 Jahre mit der Feder und bin erst seit einigen Jahren richtig glücklich mit meiner Schrift. Hätte ich aber damals aus Scham bezüglich meiner unperfekten Werke aufgehört mit dem Schreiben, dann wäre das nicht möglich geworden. Das Schöne ist, Kalligrafie kannst Du immer ganz praktisch im Alltag einsetzten, um Deinen Mitmenschen eine Freude zu machen z.B. indem Du kleine Geschenke umsetzt. Nutze jede Gelegenheit, die sich zum Üben anbietet und liebe – gerade ganz am Anfang – die Macken, Wackler, Kleckse und Unschönheiten. Du erlernst ein Handwerk und da fallen Späne.
Ich hoffe, dieser Beitrag hat die Lust in Dir entfacht, Dich näher mit der Kalligrafie auseinanderzusetzen und für diejenigen, die lieber an einem Kalligrafie-Workshop teilnehmen möchten: Sicher komme ich schon bald ganz in Deine Nähe!
Einige Bilder zum Beitrag entstammen aus dem letzten Kalligrafie-Workshop in Lüdinghausen in der Floralen Manufaktur und wurden von der talentierten Iris Domikowsky // Schlüsselmoment fotografiert, die mir oft eine große Hilfe ist.
Es war ein wunderbarer Tag mit so vielen lieben Teilnehmern.
Viel Erfolg beim Üben, Deine Jeannette
*Dieser Blogpost enthält Amazon-Affiliatelinks, das heißt, dass ich durch den Verkauf eine kleine Provision von Amazon bekomme. Dir entstehen dadurch keinerlei Nachteile.